Geschichte des Unitarismus und Universalismus
Verfasst von MMag. Ali Gronner
Einige kurze Hinweise auf die Geschichte des Universalismus, der zweiten namensgebenden Strömung des UUF, sollen unseren kleinen Aufriß vervollständigen.
Universalismus ist ein gewichtiges Wort. In unserem Zusammenhang hat es nur eine Bedeutung: es charakterisiert eine christliche Bewegung, deren wesentliche theologische Aussage war, daß alle Menschen gerettet würden, d.h. niemand der ewigen Verdammnis anheimfalle. Uns Heutigen erscheint diese Aussage banal. Vor zweihundert Jahren, als die Christenheit von einer tiefen Höllenangst ergriffen war, sah das ganz anders aus. Die Aussicht auf Rettung vor den Feuern und Qualen der Hölle war ein Lichtstrahl in einer von Düsternis und Verzeiflung geprägten Sicht des Jenseits. Der Gedanke war nicht gänzlich neu. Schon der griechische Kirchenvater Origenes hatte ihn im 3.Jhdt vertreten.
John Murray griff in den 1770er Jahren diesen Gedanken wieder auf. Er zeichnete in seinen Predigten das Bild eines Gottes der Liebe. ´Not Hell, but Hope` war seine Devise. Er mußte aus England fliehen und kam nach Amerika, wo er zum Begründer des Universalismus wurde. Seine zweite Frau - Judith Sargent Murray - gilt als erste Feministin auf amerikanischem Boden. Von Wanderpredigern in die entlegensten Gebiete getragen, breitete sich die neue protestantische Kirche in raschem Tempo aus. Ihr wichtigster Theologe war Hosea Ballou, dessen Schriften noch heute lesenswert sind. Sein Neffe Adin Ballou hat als erster das Konzept des gewaltfreien Widerstandes entwickelt und wurde so- vermittelt über Tolstoi -zu einem Lehrer Gandhis.
Wie die UnitarierInnen haben auch die UniversalistInnen das christliche Trinitätsdogma abgelehnt. Überhaupt standen die beiden Strömungen einander sehr nahe. In sozialen Fragen wie Ablehnung der Sklaverei und Emanzipation der Frau waren die UniversalistInnen sogar radikaler. Was die beiden Religionsgemeinschaften so lange trennte, war eher ihre soziale Basis. Die UnitarierInnen waren eine Gründung der Elite der amerikanischen Ostküste. Ihre Geistlichen studierten in Havard, sie stellten die Spitzen der Bostoner Gesellschaft. Die UniversalistInnen waren eine Bewegung der kleinen Leute. Ihre Prediger verfügten am Anfang meist nur über eine bescheidene theologische Ausbildung. Es war wohl die soziale Kluft zwischen den beiden liberalen Kirchen, die so lange eine Fusion verhinderte. Nach zwei gescheiterten Versuchen kam es 1960 zur Vereinigung der American Unitarian Association und der Universalist Church of America - die Unitarian Universalist Association wurde gegründet.
Wir im UUF bekennen uns zur Tradition beider liberaler Glaubensgemeinschaften und führen beide Komponenten bewußt in unserem Namen.